Mehrere Auslöser, eine Krankheit

Bei der Erforschung von ME/CFS kommt es vor allem auf übergreifende Muster an

🗓️ 23.8.2024



Eine Person schaut eine Wand an, an der viele Zettel mit Notizen und Abbildungen hängen.

Welche Auslöser hat ME/CFS? In der Regel entsteht ME/CFS infolge akuter Infektionskrankheiten. Meist handelt es sich dabei um gängige virale Infektionskrankheiten wie das Pfeiffersche Drüsenfieber, Influenza und COVID-19, oder um Erkrankungen durch andere Viren.

 

Weniger häufig tritt ME/CFS infolge bakterieller Infektionskrankheiten auf. In seltenen Fällen sind auch Operationen, Unfälle und die Anwendung von Arzneimitteln als Auslöser beschrieben. Im Anschluss an den Auslöser kann ME/CFS plötzlich oder graduell einsetzen.

 

Das breite Spektrum an Auslösern zeigt, dass sich bei den Betroffenen aufgrund unterschiedlicher Ursachen ein gleiches Krankheitsbild entwickelt. Die Diagnose von ME/CFS ist daher unabhängig von den Auslösern und wird anhand des Vorliegens der Symptome gestellt.

 

Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlich, dass die Krankheitsmechanismen, die die typische Kombination von ME/CFS-Symptomen erzeugen, nicht allein durch die jeweiligen Auslöser bedingt sind, sondern auch in der Reaktion des Körpers auf die ursprüngliche "Attacke" zu suchen sind.

 

Neben direkten Schäden, die ggf. durch die Auslöser selbst bewirkt werden, kommt es als Antwort auf die "Attacke" zu Fehlregulationen und -funktionen des Immun- und Nervensystems und des Stoffwechsels. So bilden sich die Symptome nach dem Abklingen des akuten Auslösers heraus und verstetigen sich.

 

Weil die Symptome in Teilen auf diese körperliche Reaktion zurückzuführen sind, wird eine Forschung, die sich auf einzelne Auslöser fokussiert – oftmals SARS-CoV-2/COVID-19 – an Grenzen stoßen. Zum Verständnis von ME/CFS wäre es wichtiger, auslöser-übergreifende Muster zu analysieren.

 

Sobald diese übergreifenden Muster hinreichend entschlüsselt sind, kann es sicher sinnvoll sein, ME/CFS-Untergruppen zu bilden, bei denen der jeweilige Auslöser neben anderen Faktoren (z.B. Krankheitsdauer, Schweregrad, Geschlecht) ein mögliches Unterscheidungsmerkmal darstellt.

 

Diese Untergruppen – Pfeiffer-ME/CFS, Influenza-ME/CFS, COVID-19-ME/CFS usw. – könnten sich dann eventuell in den Bausteinen der Behandlung, etwa mit spezifischen Medikamenten, unterscheiden. Doch von einem solchen Detail-Verständnis ist die Forschung weit entfernt.

 

Bis dahin bleibt die Hauptfrage: Welche Fehlregulationen und -funktionen, die als Reaktion auf die diversen Auslöser entstehen, erzeugen und verstetigen die Symptome? Hierfür braucht es nicht bloß Virologie, sondern eine Wissenschaft, die systemische Zusammenhänge stärker in den Blick nimmt.



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