Fakten statt Wunschdenken

Jüngere Erwachsene haben bei viralen Infektionen das höchste ME/CFS-Risiko

🗓️ 5.11.2024



Menschen aller Altersgruppen können neu an ME/CFS erkranken. Besonders gefährdet sind dabei jüngere Erwachsene – insbesondere Frauen – zwischen 20 und 40 Jahren. Ein Beitrag über falsche Sichtweisen auf virale Infektionskrankheiten und defizitäre Risikowahrnehmungen:

 

ME/CFS ist eine Erkrankung, die meist infolge viraler Infektionskrankheiten wie COVID-19, Influenza und dem Pfeiffer-Drüsenfieber auftritt. Die gezeigten Daten verweisen somit zunächst darauf, dass diese Infektionskrankheiten ein Risiko für schwere chronische Gesundheitsschäden darstellen.

 

Auf COVID-19 bezogen ist die nach dem "Ende der Pandemie" vorherrschende Sichtweise, es handele sich um eine "harmlose Erkältung", in grotesker Weise falsch. COVID-19 kann zu Long COVID führen, und in einem Teil dieser Fälle führt es zu schließlich zu ME/CFS.

 

Die Daten belegen zudem: Die in der Frühzeit der Pandemie bekannt gewordene Sichtweise, virale Infektionskrankheiten wie COVID-19 seien in erster Linie für (sehr) alte Menschen ein Risiko, ist grob unvollständig. Sie blendet ebenfalls die Langzeitfolgen der akuten Erkrankungen aus.

 

Fakt ist: Bei den Langzeitfolgen sind die genannten viralen Infektionskrankheiten vor allem für Jüngere ein Risiko. In der Statistik erfolgte der Krankheitsbeginn von ME/CFS bei über 70% vor Vollendung des 40. Lebensjahres. Die am stärksten gefährdete Gruppe sind Frauen zwischen 20 und 40.

 

Darüber hinaus zeigen die Daten, dass auch Kinder und Jugendliche neu an ME/CFS erkranken. Im Kontext der Pandemie steht dieser Befund im drastischen Gegensatz zu dem politisch und medial etablierten Narrativ, für diese Gruppe sei COVID-19 bedeutungslos und jeglicher Schutz überflüssig.

 

Fazit: Der geläufige Blick auf häufige virale Infektionskrankheiten ist von Populismus und Wunschdenken geprägt. Dass diese Krankheiten hinsichtlich der Langzeitfolgen für jüngere Erwachsene die größte Gefahr darstellen, wird verdrängt – ebenso wie die Gefahr für Kinder und Jugendliche.

 

Politik und Medien tragen meist nicht zur Aufklärung dieser Sachverhalte bei, sondern fördern post-faktische und verantwortungslose Sichtweisen. Zahlreiche Medizinerinnen und Mediziner beteiligen sich an der Desinformation. Vor diesem Hintergrund sollten wir unsere Risikowahrnehmung korrigieren.



Anhang

 

Quelle des Diagramms

Care for ME/CFS - Praxisleitfaden für die Versorgung von ME/CFS-Betroffenen

 

Weitere Daten zur Verbreitung von ME/CFS

Wikipedia-Artikel über ME/CFS, Abschnitt Verbreitung

 

Beschreibung der Grafik

Diagramm, das die Altersverteilung beim Krankheitsbeginn von ME/CFS zeigt.

 

Die auf ganze Zahlen gerundete Verteilung ist:

 

Jünger als 14 Jahre: ca. 3 %

14 bis 20 Jahre: ca. 14 %

21 bis 30 Jahre: ca. 28 %

31 bis 40 Jahre: ca. 29 %

41 bis 50 Jahre: ca. 18 %

Älter als 50 Jahre: ca. 8 %

 

Zudem macht das Diagramm Angaben zu der Geschlechterverteilung. In allen Altersgruppen ist die große Mehrheit der Betroffenen weiblich.

 

Die Gesamtanteile sind:

 

Weiblich: 84 %

Männlich: 15,6 %

Divers: 0,4 %