Unspezifischer Unsinn

Das Vorurteil, die Symptomatik von ME/CFS sei nicht abgrenzbar, ist falsch

🗓️ 4.9.2025



Eines der häufigsten und unsinnigsten Vorurteile von Ärzt*innen gegenüber ME/CFS ist, dass die Symptome dieser Krankheit "unspezifisch" seien. Dieses Vorurteil ist aus zwei Gründen unhaltbar:

 

Erstens ist dieses Vorurteil faktisch falsch. Die Zustandsverschlechterung nach Belastung – post-exertionelle Malaise – ist ein spezifisches Symptom, das eine Abgrenzung von anderen Krankheiten ermöglicht. Voraussetzung: Man weiß, worum es sich bei diesem Symptom handelt und kann es korrekt erkennen.

 

Die anderen Symptome mögen isoliert betrachtet nicht spezifisch erscheinen, aber ihr gemeinsames Auftreten in der bei ME/CFS anzutreffenden Kombination ist charakteristisch genug, um Hinweise auf das Vorliegen dieser Krankheit zu geben. Deswegen "Syndrom".

 

Zweitens entstehen Krankheiten nicht, um einzigartig, einfach feststellbar oder leicht handhabbar im ärztlichen Alltag zu sein. Die Eigenschaften von Krankheiten tun uns nicht den Gefallen, sich nach unseren Wünschen zu richten. Sie sind, wie sie sind.

 

Daher ist es absolut deplatziert, das angebliche Fehlen spezifischer Symptome einer Krankheit oder gar den Kranken anzulasten. Es ist die Aufgabe von Forschung, für bessere Diagnostik zu sorgen, und die Aufgabe von Ärzt*innen, mit potenziellen medizinischen Komplexitäten klarzukommen.



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