Psychopathologisierender Reduktionismus

Das "biopsychosoziale Modell" beinhaltet bei ME/CFS eine widerlegte Pseudotheorie

🗓️ 5.8.2025



Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, merkt in Bezug auf ME/CFS an: "Uns geht es um das biopsychosoziale Konzept. Wir behaupten nicht, dass ME/CFS eine rein psychosomatische Erkrankung ist." Berlits Aussage ist fragwürdig und problematisch.

 

Das "biopsychosoziale Konzept" oder "Modell" ist im Zusammenhang mit ME/CFS kein harmloser Ansatz, der lediglich auf eine Perspektive verweist, die mehrere Aspekte von Krankheit beachtet. Das "biopsychosoziale Modell" ist hier mit konkreten Annahmen über Krankheitsmechanismen und Behandlungen verbunden.

 

Ich erspare es uns, den inhaltlichen Unsinn dieses "Modells" an dieser Stelle zu reproduzieren. Entscheidend ist, dass das "biopsychosoziale Modell" bei ME/CFS faktisch auf einen radikalen psychopathologisierenden Reduktionismus hinausläuft.

 

Das zeigt die Erfahrung der Jahrzehnte, in denen das "biopsychosoziale Modell" die Sicht auf ME/CFS dominierte. Forschung und Behandlung fixierten sich auf die "Psyche". Ohne Erfolg und auf Kosten anderer, erfolgversprechenderer Ansätze.

 

Mit Blick auf Peter Berlit bestehen nun zwei Möglichkeiten:

 

1. Er hat von der Bedeutung des von ihm positiv aufgegriffenen Konzepts keine Kenntnis. Damit würde er sich dafür disqualifizieren, sich fachlich über ME/CFS zu äußern.

 

2. Er schließt sich der "biopsychosozialen" Agenda bei ME/CFS an. Damit würde er einen Ansatz befürworten, der wissenschaftlich widerlegt ist und für überholte Behandlungen steht.

 

So oder so stellt sich die Deutsche Gesellschaft für Neurologie mit dieser Äußerung in Sachen ME/CFS ein weiteres Mal in ein zweifelhaftes Licht. Die Hintergründe zum "biopsychosozialen Modell" könnt ihr in einem Text von David Marks nachlesen.



Anhang



Zum Weiterlesen


Wissenschaftsrhetorik ohne Evidenz

Antwort auf die ME/CFS-Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Neurologie


Der Niedergang der Psychosomatik im Post-Neoliberalismus

Vom Bedeutungsverlust einer medizinischen Disziplin


Von der „Frauenkrankheit“ zur Selbstoptimierung

Das biopsychosoziale Modell als Machtinstrument zur Neoliberalisierung und Entpolitisierung von ME/CFS


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