Eine andere Sichtweise auf die Pandemie ist nötig

Fragmente einer Corona-Gegenaufarbeitung

🗓️ März bis Oktober 2024



Eine medizinische Maske, die an einer Seite in einer Hand gehalten wird

In der "Corona-Aufarbeitung" konkurrieren selbstgerechte Funktionseliten und zynische Verharmloser darum, ihre Sichtweisen der Pandemie festzuschreiben. In ihren Narrativen kommen die toten und behinderten Opfer der Pandemie allenfalls als lästige Fußnoten vor. Wir brauchen eine Gegen-Aufarbeitung!


Eine gängige und respektierte Meinung in der "Corona-Aufarbeitung":

 

"Die Schutzmaßnahmen waren zu weitreichend!"

 

Was im Umkehrschluss heißt, dass man ein Szenario mit noch mehr Kranken, Behinderten und Toten bevorzugt hätte

 

Nur zum Aussprechen dieser Implikation fehlt den meisten noch der Mut.


In der "Corona-Aufarbeitung" geht es nicht um eine "Analyse der Wirksamkeit von Maßnahmen". Es geht um die Durchsetzung eines Narrativs, das den Schutz von Menschen delegitimiert und die Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern legitimiert. Es geht um die Normalisierung der egozentrischen Ignoranz.


Klar, man kann über Behördenprotokolle diskutieren und das "Aufarbeitung" nennen. Man könnte aber auch darüber sprechen, mit welcher eiskalten Gleichgültigkeit die Mehrheit Kranke, Behinderte und besonders Gefährdete zurückließ, als sie sämtliche Schutzmaßnahmen beendete. Aber das würde wehtun.


"Aufarbeiten" würde ich gerne, warum Politiker mit der offensichtlichen Lüge durchkamen, Kinder nähmen "nicht am Infektionsgeschehen teil" und seien durch Corona nicht gefährdet. Und warum die Journalisten, die sich heute wohlfeil am Jammern über die "Lockdowns" beteiligen, dies nicht interessiert.


Die "Corona-Aufarbeitung" zeigt das zynische Wesen des Populismus: Politik inszeniert sich als Sprachrohr des Volkes, setzt aber voraus, dass dessen Horizont sich im Genervtsein über das Masketragen bei Aldi erschöpft. Populismus ist nicht bürgernah. Er ist als Bürgernähe getarnte Bürgerverachtung.


Meldung aus "Stern", 19.9.2021: "Ende der Maßnahmen ab 30. Oktober Kassenärztechef fordert "Freedom Day" auch in Deutschland"  Meldung aus "Focus", 16.2.2023: "Jakob Maske, Berliner Kinderarzt und Pressesprecher des Berufsverbands für Kinder- und Jugendär

Ärzte-Lobbyisten forderten in der Pandemie wiederholt die bewusste und rasche Durchseuchung der Bevölkerung.

 

Zu Zeitpunkten, als die Langzeitfolgen von COVID-19 – Long Covid, ME/CFS – und das Nichtvorhandensein von Behandlungsmöglichkeiten längst bekannt waren.

 

"Aufarbeitung" wann?


Als die Mehrheit die Pandemie "beendete", gab sie tausende der Behinderung und dem Tod preis.

 

Die Optimierung des persönlichen Vergnügens war der Mehrheit wichtiger als Gesundheit und Leben der Geopferten.

 

Zu dieser Grausamkeit erklärt hat sich die Mehrheit bis heute nicht.

 

"Aufarbeitung" wann?


Frühere Corona-Wellen "bewältigen" wir, indem wir sie zu Episoden sinnloser Gängelei "aufarbeiten".

 

Laufende Corona-Wellen "bewältigen" wir, indem wir uns weigern, sie zu benennen.

 

"Wahr" ist, was dabei hilft, eine Lebensform aus maximalem Konsum und minimaler Verantwortung ungestört fortzusetzen.


Menschen, die in einer Pandemie andere schützen, retten Leben und Gesundheit.

 

Sie handeln richtig.

 

Menschen, die andere nicht schützen, zerstören Leben und Gesundheit.

 

Sie handeln falsch.

 

Daran wird kein Verschweigen, Verdrehen und "Aufarbeiten" etwas ändern!


"Aufarbeiten" würde ich gerne, wie ahnungs- und skrupellose Mediziner, Manager und Versicherungen Long-Covid-Betroffene mit ME/CFS in Reha-Kliniken schickten und dort ihre Gesundheit durch schädliche Therapien weiter verschlechterten. Talkshows, Untersuchungsausschüsse und Gerichtsprozesse wann?


Laut der "Corona-Aufarbeitung"™️ hatte es in der Pandemie am schwersten:

 

🥇 Wer seine eigenen Kinder ein paar Mal selbst betreuen musste.

🥈 Wer den Aldi ein paar Mal mit OP-Maske betreten musste.
🥉 Wer ein paar Mal am Drive-Thru statt drinnen bestellen musste.

 

Eine wahrhaft grausame Zeit! 🤡


"Aufarbeiten" würde ich gerne, dass man Kinder zum frühestmöglichen Pandemiezeitpunkt durchseuchte und ihnen die Rolle von unfreiwilligen Infektionsdrehkreuzen zuwies. Und dass man diese beispiellose Verantwortungslosigkeit mit der abwiegelnden Lüge garnierte, Kinder seien ohnehin nicht gefährdet.


Den Linken fiel am "Ende der Pandemie" nichts Besseres ein, als 2019 zu reanimieren.

 

Statt die Kranken und Behinderten zu schützen, halfen sie mit, den Kapitalismus wieder ungebremst zum Laufen zu bringen.

 

Was das mit "Solidarität" und "Gerechtigkeit" zu tun hatte, wäre auch noch "aufzuarbeiten".


Wenn "Aufarbeitung" darin besteht, entweder selbstgerecht zu behaupten, wir seien "gut durch die Pandemie gekommen", oder populistisch daran mitzuwirken, "Querdenker"-Narrative salonfähig zu machen, dann ist das keine Aufarbeitung, sondern ein Spucken auf die Opfer.


Man würdigt nicht jene, die andere schützten und ihnen beistanden.

 

Sondern man bestärkt solche, die Gesundheit und Leben anderer ignorierten.

 

Wer richtig handelte, erntet Schweigen oder Hohn.

 

Wer sich falsch verhielt, soll ein gutes Gefühl haben.

 

"Corona-Aufarbeitung" als Umwertung der Werte.


Gesellschaften lösen sich nicht durch aktive Beschlüsse auf, sondern sie zerfallen, indem das Soziale von innen heraus aus ihnen verschwindet.

 

Wenn eine "Pandemie-Aufarbeitung" darum kreist, dass die zeitweise Einschränkung individueller Konsummöglichkeiten beklagt wird.

 

Wenn die Toten & Behinderten mit keinem Wort erwähnt werden, geschweige denn als Folge eines kollektiven Unvermögens gesehen werden, diese Mitmenschen zu schützen.

 

Dann sind das Signale dafür, dass Gesellschaft nicht als Gemeinwesen gedacht wird, sondern als beliebige Ansammlung von Menschen.

 

Eine Ansammlung von Menschen, die der Maximierung des persönlichen Nutzens zu dienen habe.

 

Und der man keinerlei Rechenschaft und Solidarität schuldig ist.

 

Die dekadente Reaktanz "nach Corona" ist ein Gradmesser dafür, wo wir in dieser Entwicklung stehen.


Die "Lehre“ für die nächste Pandemie: Schaue ausschließlich auf deinen eigenen Vorteil, spucke auf die Gesundheit deiner Mitmenschen, verhöhne die Wissenschaft. Vertraue darauf, dass Politik und Medien eine "Aufarbeitung" inszenieren, die dein Verhalten als angemessen und klug rechtfertigt. 🙃


Die Bilanz derer, die so früh wie möglich "Corona ist vorbei" röhrten:

 

▪️Medizinisch: Zehntausende Tote & dauerhaft Schwerkranke.
▪️Wirtschaftlich: enorme Ausfälle & Kosten durch Rekord-Krankenstände.
▪️Gesellschaftlich: Egoismus & Rücksichtslosigkeit als Leitkultur.

 

Die "Aufarbeitung"™️ steht aus.


Die "Corona-Aufarbeitung“ erklärt Schutzmaßnahmen für überflüssig, indem sie die Pandemie verharmlost. Dabei ist diese “Aufarbeitung“ selbst eine Schutzmaßnahme: Sie schützt die Verharmloser davor, dass ihre Kinder ihnen später einmal die Frage stellen, warum sie ihre Mitmenschen nicht schützten.


Wann hat der Konsum-Egoismus endgültig gesiegt?

 

Wenn Pandemie-Schutzmaßnahmen nicht danach bewertet werden, inwieweit sie Todesfälle, Behinderungen und Krankheiten verhinderten, sondern inwieweit Gesunde sich durch sie in ihrem persönlichen Vergnügen beeinträchtigt fühlten.

 

Anders gesagt: jetzt.


Eine salonfähige Meinung in der "Corona-Aufarbeitung":

 

"Schulgebäude sollen in der nächsten Pandemie geöffnet bleiben."

 

Was impliziert, dass Kinder der maximalen Durchseuchung ausgesetzt wären.

 

Hauptsache, die Erwachsenen können in Ruhe arbeiten und "die Wirtschaft" läuft

 

Um JEDEN Preis.


Corona-Aufarbeitung™️:

 

Jene, die das meiste Glück hatten und lebend und gesund durch die Pandemie kamen, jammern am lautesten.

 

Der verschobene Mallorca-Trip war für sie die gefühlte Höchststrafe.

 

Die Toten, Kranken und jene, die ihre Liebsten verloren, tauchen in diesem dekadenten Furor nicht auf.


Das Ergebnis der "Aufarbeitung":

 

▪️Gesundheit und Leben von Menschen zu schützen ist nachrangig gegenüber Konsumbedürfnissen.
▪️Der "Corona ist vorbei"-Normalbürger lag immer richtig.
▪️Nennenswerte Opfer von Covid-19 gab es nicht.

 

Schlussfolgerung: Die nächste Pandemie ignorieren wir einfach. 🤪